Wettbewerb Quartier um den Karl-Marx-Platz in zwenkau
Status: Teilnahme, Abgeschlossen
Ort: Stadt Zwenkau, Sachsen
Größe: ca. 3,8 ha
Kategorie: Wohngebiet
Bearbeitungszeitraum: 2022
Auslober: Stadt Zwenkau, Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt e. G.
Städtebau und Freiraum
Das Quartier um den Karl-Marx-Platz in Zwenkau soll städtebaulich nachverdichtet und neugestaltet werden. Die bestehenden Zeilenbauten begrenzen öffentliche, nachbarschaftlich mehr oder weniger genutzte halböffentliche und private Freiräume.
Die Idee des Entwurfes ist es, mit wenigen Eingriffen die vorhandenen Potenziale des Quartiers zu nutzen und diese Freiräume zukünftig zu qualifizieren. Straßenräume, Plätze, Wohnhöfe sowie öffentliche und private Grünräume sollen durch Neuordnung und städtebauliche Setzungen aufgewertet werden. Das Grundgerüst des neu geordneten Quartiers bildet ein sinnvoll ergänztes Netz aus Straßen, Wegeverbindungen und Plätzen, welches öffentliche und private Grünräume miteinander verflechtet. Damit wird der Idee der „Stadt der kurzen Wege“ Rechnung getragen. Neben neuen Wegeverbindungen, ergänzten Straßenabschnitten und drei kleineren Quartiersplätzen, die hauptsächlich als Nachbarschaftstreffs genutzt werden, bildet der Karl-Marx-Platz das Herzstück an der Kreuzung Alfred-Taube-Straße / Georg-Schwarz-Straße. An den Plätzen sind öffentlichkeitswirksame oder gemeinschaftliche Nutzungen (z. B. Bäcker, Arzt, Gastronomie, Kita) angeordnet. Der Karl-Marx-Platz soll als multifunktionale Fläche angelegt werden, die eine unterschiedliche Bespielung dieses öffentlichen Raumes zulässt. Mit beispielsweise kleinen Marktständen, einer Eisbahn im Winter oder Gemeinschaftsaktionen der Bewohner kann der im Quartier zentral gelegene Platz mit seiner eben gestalteten Fläche vielseitig benutzt werden. Die Nachbarschaftstreffs können partizipativ individuell von den Bewohnern gestaltet oder verändert werden. Stadtmobiliar und Materialwechsel des Bodenbelags markieren den Ort, um so den Anforderungen der verkehrstechnischen Regelungen gerecht zu werden. Die bisher meist undefinierten Räume zwischen den Zeilenbauten sollen freiräumlich qualitätvoller genutzt werden. Hier wird Ersatz für die Mietgärten geschaffen, deren Flächen von der Neubebauung in Anspruch genommen werden. So sind je nach Wohntypologie einzelnen Wohnungen zugeordnete Gartenanteile, Mietgärten oder Nachbarschaftshöfe angeordnet. Der bestehende Park am Karl-Marx-Platz wird gärtnerisch aufgewertet, so dass der gesamte Baumbestand erhalten bleibt. Auch im restlichen Gebiet wird der Großteil des Baumbestandes in die neue Freiraumstruktur übernommen und ergänzt.
Mobilität
Die Grundlage für eine funktionierende und nachhaltige Mobilität im Quartier ist die sinnvolle Ergänzung neuer Verbindungen, die ein hohes Maß an Erreichbarkeit ermöglichen und die Anbindung an das bestehende Straßen- und Wegenetz verbessern. So werden viele Zugänge und Durchwegungsmöglichkeiten im Quartier geschaffen, die die Bewohner und Besucher je nach eigener Mobilität nutzen können. Zugunsten der Grünflächen wird auf separate Radwege verzichtet und stattdessen der zur Verfügung stehende Straßenraum gemischt genutzt. Die Bereiche der Plätze werden als „shared spaces“ (besonders verkehrsberuhigte gemischt genutzte Bereiche) barrierefrei ausgeführt. Es existieren keine Verkehrszeichen und Bordsteine, offene Rinnen leiten das Niederschlagswasser ab und die Nutzer achten gegenseitig mehr aufeinander. Die übrigen Straßenabschnitte sollen als ruhige Wohnstraßen ausgeführt werden. Entlang dieser öffentlichen Straßen können innerhalb der Stellplatzflächen Elektroladesäulen und Carsharing-Konzepte ermöglicht werden. Cargobike-Sharing kann im Bereich der Plätze erfolgen, so dass eine fußläufige Erreichbarkeit gewährleistet ist. An jedem Eingang der Wohnbauten stehen Flächen für Fahrradbügel und Rollatorboxen zur Verfügung. Für die derzeit bestehenden Garagenanlagen im Plangebiet wird im Nordosten ein Gemeinschaftsparkhaus als Ersatz sowie für weitere Stellplätze geschaffen. An der tieferliegenden Stelle am Rande des Quartiers kann das Parkhaus stadtverträglich in die Umgebung integriert werden, so dass die Anwohnerstraßen von übermäßigem Pkw-Verkehr frei bleiben.
Nachhaltigkeit
Aufgrund des sparsamen Umgangs mit den zur Verfügung stehenden Flächenressourcen, wird im Entwurf auf eine verdichtete Geschossbauweise gesetzt, die sich in der Geschossigkeit an der Umgebung orientiert. Die Bautiefen wurden mit derzeit üblich Maßen erstellt. Kompakte Gebäude, wie Reihenhäuser und Zeilenbauten besitzen durch ihre verhältnismäßig geringe Hüllfläche eine recht gute Energieeffizienz. Die vorgesehenen Wohnformen gehen auf die sehr unterschiedlichen Ansprüche der Bewohner ein, die im vorliegenden Entwurfskonzept abgewogen und aufgrund der gegebenen Parameter dem Ort entsprechend eingesetzt wurden. So konnte auch ein beachtlicher Teil des Baum- und Gehölzbestandes in das Konzept integriert werden. Zeilenbauten mit Satteldächern sind mit Solaranlagen auszustatten. Die Neubauten entlang der Alfred-Taube-Straße mit ihren Flachdächern erhalten Retentionsgründächer. Dies dient der anteiligen Rückhaltung des anfallenden Niederschlagswassers, zur Verbesserung des Kleinklimas und zur Schaffung von zusätzlichem Lebensraum. Die Dachbegrünungen können als teilweise Kompensation für die Versiegelung einen Beitrag zur Verbesserung der ökologischen Situation leisten.